Die richtige Druckauflösung für Screenshots

Webdesigner und Druckvorstufler können ein über weite Strecken harmonisches Dasein nebeneinander führen. Viele überflüssige Szenen spielen sich allerdings ab, wenn – aus welchen Gründen auch immer – ein Screenshot durch Printmedien wiedergegeben werden soll.

Ungefähr diesen Ablauf habe ich diverse Male beobachten dürfen:
Der Webdesigner fertigt einen Screenshot an und gibt diesen als Datei an den Printler (hier treten evtl. zunächst lustige Mißverständnisse über Dateiformate usw. auf). Dann äußert der Printler mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass er für den Druck eine hochaufgelöste Datei benötigt ( „das muss aber 300dpi haben, sonst kann man das nicht drucken!“ ).

Wenn der Kollege Non-Printler kein gewissenloser Mensch ist, denkt er jetzt vielleicht darüber nach, was er falsch gemacht hat und wo zum Teufel er wohl einen Screenshot mit einer solchen Auflösung hernehmen soll. Der Kollege aus der Druckvorstufe grübelt derweil darüber, was er tun kann um für den Druck das beste aus der „minderwertigen“ Vorlage zu machen. Vermutlich wird er eine der folgenden Möglichkeiten wählen.

Möglichkeit 1: das Bild verkleinert drucken
„Wenn des Bild bei 100% Größe eine Auflösung von 300dpi hat, verkleinern wir es doch einfach, bis die Auflösung stimmt!“ Sobald man sich damit abgefunden hat, dass das Bild dabei auf 24% Größe schrumpft, erhält man damit die optimale Druckqualität.

Möglichkeit 2: das Bild aufblasen
Was wenn das Bild größer gedruckt werden soll? „Naja,“ denkt der Printler, „dann rechnen wir es einfach hoch.“ Die Algorithmen von Photoshop werden es schon richten, so gut es geht. Immerhin stimmt am Ende wenigstens die Auflösung.

Alles Bullshit.
Obwohl Internet und Druckvorstufe mittlerweile seit mehr als 15 Jahren parallel existieren, wissen vermutlich 2 von 3 Mediengestaltern heute nicht, dass all das Gehabe um die 72dpi kompletter und abgrundtiefer Schwachsinn ist. Man kann stattdessen dafür dankbar sein, wenn beim Entwurf von Webseiten keine Zeit auf die Auswahl der korrekten Auflösung verschwendet wird (auch dank hilfreicher Aufklärungsarbeit).

Warum?
Die Fakten sind einfach: der Monitor (das Eingabemedium) hat nun mal eine niedrige Auflösung, die vermutlich irgendwo zwischen 72 und 96 dpi herumdümpelt – je nach Monitor und eingestellter Auflösung. Ein „hochauflösender“ Screenshot wäre deshalb ein Wunder, weil er mehr Informationen enthalten würde als das zu reproduzierende Original.

Ich habe bis jetzt kaum einen Websurfer getroffen, der sich angewiedert vom Browser abgewandt hat, weil sein Monitor ihm nicht hunderte von Pixeln pro Zoll präsentieren konnte. Wir können deshalb vermutlich davon ausgehen, dass ein Bild bei exakter Druckwiedergabe auch in niedriger Bildschirmauflösung nicht hässlicher wird als zuvor – nur exakt so „hässlich“ wie das Original.

Es ist also nichts verwerfliches dabei, den Screenshot in seiner läppischen Auflösung zu belassen (wenn man sein Gewissen beruhigen will, kann man die Datei natürlich mit „Pixelwiederholung“ aufblasen – das Ergebnis wird aber kein anderes sein).
Wenn das Ziel ist, die sichtbaren Pixel zu kaschieren – nun, dann mag man zum hochrechnen tatsächlich spezielle Programme bemühen oder – ideal – den Bildschirminhalt in Vektoren nachbauen.

Für ein geschmeidiges Druckbild tut man indes besser daran, Bildschirmfotos auf einem System mit ordentlicher Schriftglättung anzufertigen.